Ein Sport-Projekt mit iPad an der Oberschule Jesteburg

13. Mai 2019


„Du kannst lügen, die Kamera nicht.“

Ein Sport-Projekt mit iPad an der Oberschule Jesteburg.

Auf der Guckkastenbühne der Oberschule Jesteburg stehen vier Schülergruppen der Klasse 6b und proben hoch konzentriert die von ihnen selbst entwickelten Bewegungsabläufe. Leise hört man sie gemeinsam zählen: eins, zwei, drei … bis acht. Synchronität und Gefühl für Takt sind neben der Kreativität die Schwerpunkte ihrer Übung, die sie in wenigen Minuten bei der Präsentation ihrer Arbeit unter Beweis stellen sollen.

Eine Woche vorher, zu Beginn des Projektes, erhielten sie die Aufgabe, eine Choreographie zu entwickeln, bei der sie bestimmte Vorgaben ihres Lehrers Alex Vogt zu erfüllen hatten: Für den Bewegungsablauf sollten die verschiedenen Raumrichtungen abgegangen werden und es waren Sidesteps sowie eine Drehung gefordert. Der Rest blieb der Fantasie der Kinder überlassen. Gearbeitet wurde prinzipiell ohne Musik, die Verwendung von Bällen war den Schülern freigestellt. Als Hilfsmittel zur Synchronität der Bewegungen und zur Selbstreflektion stand den vier Teams ein für den Sportunterricht eher ungewohntes Hilfsmittel zur Verfügung: ein iPad.

Sport-Projekt der Klasse 6b:

Ein Koffer voller iPads als Mehrwert im Unterricht

Die Tablets stammen aus einem iPad-Koffer der Gesellschaft für digitale Bildung und wurden der Schule für einen Zeitraum von vier Wochen zur Verfügung gestellt. Alex Vogt ist von dem Angebot, den Koffer in seiner Sportklasse nutzen zu dürfen, sehr angetan: „Die Arbeit mit den iPads bietet mir im Sportunterricht einen echten Mehrwert, Stichwort Videoanalyse, und die Schüler lassen sich durch den Einsatz von digitalen Medien zusätzlich begeistern. Das habe ich schon in meinem Referendariat beobachtet. Dies kann auch positive Effekte auf die Mitarbeit haben.“ Und tatsächlich: Während zu Beginn der Stunde in der Aula der schulübliche Lärm herrscht, sind die eigentlichen Proben mit den Tablets von einer ruhigen Konzentration bestimmt.

Der neutrale Beobachter bringt objektive Ergebnisse

Eine Gruppe nach der anderen steht nun auf der Bühne und zeigt den einstudierten Bewegungsablauf, während alles mit einem iPad gefilmt wird. Danach stecken die Schüler ihre Köpfe über dem Display zusammen und erörtern vor einem zweiten Durchlauf, was gut lief und was noch verbessert werden sollte. In manchen Gruppen geht es dabei sehr lebhaft zu. „Du machst das falsch“, hört man es vorwurfsvoll in der Beratung eines Teams. Der angesprochene Schüler will die Kritik nicht annehmen. Doch sein Klassenkamerad hält ihm entgegen: „Du kannst lügen, die Kamera nicht.“

Sich selbst im Blick zu haben, hilft dabei sich zu verbessern

Die Schülerin Melina ist von den Möglichkeiten mit dem iPad zu arbeiten gerade wegen dieser Objektivität und der ungewohnten Perspektive überzeugt: „Sonst sieht man immer nur die anderen um sich herum. Auf dem iPad sehe ich mich selbst und weiß dann, was ich verbessern kann“, fasst sie ihre Erfahrungen zusammen. Und tatsächlich weisen die zweiten Durchgänge der Präsentationen nach den ausführlichen Besprechungen deutliche Verbesserungen auf. „Man schaut sich das Ergebnis an und dann macht man es besser. Hätten wir es uns noch einmal angeschaut, hätten wir es nochmal besser gemacht“, zeigt sich Johannes überzeugt.

Die positiven Einschätzungen decken sich auch mit den Beobachtungen von Alex Vogt: „Die Kinder waren nicht nur ungewohnt ruhig bei den ersten Proben zu Beginn des Projektes, sondern es war auch erstaunlich, wie schnell sie sich in Bezug auf Synchronität innerhalb von nur 30 Minuten verbessert haben.“ Er ist der festen Überzeugung, dass das iPad den Schülern mehr geholfen hat, als wenn er von außen Korrekturen eingebracht hätte. Der Blick auf die eigenen Bewegungen sowie die Möglichkeit, die Aufnahme vor- und zurückzuspulen oder in Slow Motion anzusehen, helfen den Schülergruppen sehr deutlich weiter. „Die Ergebnisse sprechen für sich“, resümiert der zufriedene Lehrer. Die praktische Nutzung des iPad-Koffers hat es ihm besonders angetan. „Der ist wunderbar“, schwärmt er. „Er schützt die iPads und sie sind darin immer aufgeladen und bereit. Auch das Handling mit dem Lehrer-iPad, mit dem er die Schüler-Tablets verwalten kann, ist sehr einfach und innerhalb von wenigen Minuten erklärt.“

Ein Mix aus Analog und Digital ist pädagogisch wichtig

Dabei ist Alex Vogt niemand, der den Einsatz von digitalen Medien uneingeschränkt befürwortet. Er findet einen gesunden Mix aus digitalen und analogen Lehrmitteln am besten. Der Lehrer für Sport und Erdkunde ist sich zum Beispiel nicht sicher, wie lange die Begeisterung für iPad und Co. bei den Schülern anhält, wenn diese erst einmal Alltag in der Schule geworden sind. Lässt dann die Konzentration wieder nach? Das bleibt zu beobachten. Auf Nachfrage zeigt sich, dass Computer und Tablets bei einem Großteil der Schüler schon zum täglichen Handwerkszeug gehören: Fast alle Kinder der Klasse 6b haben zu Hause freien Zugang zu digitalen Medien und nutzen diese auch. Ihnen ist der Mehrwert von Tablets und Computern offensichtlich schon bewusster, als man denkt. Dennis überlegt zum Beispiel – auch angeregt durch das Sport-Projekt – ob er nicht die Hilfe seiner Schwester durch die eines iPads ersetzen sollte. Sie hatte bis dato eher unwillig seine Referate angehört und ihn auf Fehler hingewiesen. „Ich denke, ich nehme jetzt lieber das iPad und dann kann ich selbst gucken, ob ich etwas vergessen oder falsch gemacht habe“, schaut er zuversichtlich in die Zukunft.

Der Lehrer hofft auf mehr digitale Bildung

Auch für Alex Vogt wird dies nicht das letzte Mal sein, dass er mit digitalen Medien arbeitet. Er sieht noch viele Einsatzmöglichkeiten im Unterricht und hofft, dass es eine Nachbesprechung zu dem iPad-Koffer-Projekt an seiner Schule geben wird, bei dem er seine positiven Erfahrungen gegenüber der Schulleitung formulieren kann. Neben dem Sportunterricht sieht er ebenfalls Verwendung im Fach Erdkunde: „Über Google Maps lassen sich geographische Relationen deutlich besser erkennen. Es gibt Apps, mit denen man anhand von Simulationen den Klimawandel anschaulich erklären kann.“ Für sich selbst hat er die Verwendung des iPads in der Schule ebenfalls schon entdeckt. Schließlich besitzt er ein eigenes Tablet, auf dem er teilweise bereits seinen Unterricht vorbereitet. So bahnen sich digitale Medien nach und nach ihren Weg in den Schulalltag.

Bilder aus dem Unterricht:


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