Taschenkontrolle Ausgabe 01/2022

Taschenkontrolle Ausgabe 01/2022

27. April 2022


Reimund Bauer

 

Als Referendar hatte Herr Bauer zunächst eine kleinere Tasche, doch schnell merkte er, dass diese nicht genug Platz bietet, damit alle Unterrichtsmaterialien dort hineinpassen. In seiner jetzigen Tasche sind jede Menge Bücher zu finden und die Fächerkombination, die er unterrichtet, erkennt man sofort, wenn man sich den Inhalt der Tasche genauer anschaut. Deutsch oder Geschichte stehen auf dem Stundenplan der Schüler*innen, wenn er den Klassenraum betritt. Außerdem hilft er Schüler*innen bei ihrer Berufsorientierung und als Lehrkraft im Wahlfach Darstellendes Spiel sorgt er dafür, dass die Lernenden ihre Kreativität voll entfalten können. In seiner Schultasche ist immer eine Schere mit dabei, genauso wie der digitale Stift, mit dem das Schreiben an der digitalen Tafel für ihn viel einfacher als mit dem Finger ist. Ein USB-Stick und das iPad finden sich ebenfalls in seiner Tasche. Digitale Bücher sucht man allerdings bisher auf dem iPad vergeblich. Denn seine Schüler*innen arbeiten nach wie vor mit gedruckten Büchern, die sie ausleihen können. Doch zum Beispiel für den Grammatikunterricht arbeitet er gerne mit Online-Vorlagen, die er auf die digitale Tafel projiziert und mit den Schüler*innen teilt.

Dass er heute in Schleswig-Holstein am Elsensee-Gymnasium arbeitet, hat mit fehlenden Planstellen und seiner Frau zu tun. Nach seinem Referendariat war er zunächst in Aachen an einer Schule tätig und musste täglich einen langen Arbeitsweg in Kauf nehmen, da es im Kölner Raum kaum Planstellen für Lehrkräfte gab. So entschied er sich gemeinsam mit seiner Frau, die aus Schleswig-Holstein kommt, sich auch im hohen Norden zu bewerben. Am Elsensee-Gymnasium hat es schließlich mit der Festanstellung als Lehrer geklappt und er arbeitet seit Februar 2009 an der Schule in Quickborn. Doch dem Rheinland ist er, zumindest wenn es um Fußball geht, treu geblieben, denn seine Lieblingsfußballmannschaft ist nach wie vor Borussia Mönchengladbach.

An seiner Schule schätzt er besonders, dass sie kleiner und übersichtlicher ist als manch andere Schule in der Region und die Sanierungsmaßnahmen in den letzten Jahren haben dazu beigetragen, dass nicht nur das Gebäude modernisiert wurde, sondern sich auch die digitale Ausstattung an der Schule deutlich verbessert hat. Im Vergleich zu anderen Schulen sieht er seine Schule im Bereich Digitalisierung ganz vorne mit dabei. Gerade in der Pandemiezeit hat sich die Digitalstrategie der Schule für Lehrer*innen und Schüler*innen ausgezahlt. Am Anfang der Pandemie traten noch kleinere technische Probleme auf, doch mittlerweile läuft der digitale Unterricht reibungslos und er sieht die zunehmende Digitalisierung im Unterricht als Booster für die Selbstorganisation der Schüler*innen. Was ihn stört ist die öffentliche Debatte über vermeintliche Bildungs- und Lernlücken der Schüler*innen. Er kann dies nicht bestätigen – im Gegenteil: Im Fach Geschichte zum Beispiel ist er mit seinem Unterrichtsinhalten sogar besser vorangekommen als in den Jahren zuvor. Seine Sorge gilt also weniger dem verpassten Lernstoff, sondern vielmehr, wie sich die Pandemie auf die Psyche der Schüler*innen ausgewirkt hat.

 

 


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